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Altglasverwertung: Objektiv-Klassiker an der Olympus OM-D E-M10



Die OM-D-Modelle von Olympus gehören zu den besten spiegellosen Systemkameras und können zusammen mit Objektiv-Klassikern aus der Analogzeit richtig viel Spaß machen. Sofern die pfiffigen Kameras praxisgerecht eingestellt sind.


Alte Analogobjektive an aktuellen Digitalkameras


Die spiegellosen Systemkameras mit Micro Four Thirds-Sensor von Olympus und Panasonic haben völlig zurecht zahlreiche begeisterte Anhänger auf der ganzen Welt. Die meistens angenehm handlichen Kameras bieten inzwischen eine sehr gute Bildqualität auf dem Niveau von digitalen Spiegelreflexkameras mit APS C-Sensor. Dank sinnvoller Weiterentwicklungen sind MFT-Systemkameras bequem in der Bedienung und mit den aktuellen MFT-Objektiven der beiden Protagonisten Olympus und Panasonic ist das Photographieren in technisch absolut überzeugender Qualität ein Leichtes.

Wegen des systembedingt sehr geringen Auflagemaßes eignen sich die Kameras des MFT-Systems aber auch hervorragend für die Adaption von Fremdobjektiven. Vor allem die Objektiv-Klassiker der Analogzeit, die lange dazu verdammt schienen, bedeckt von einer dicken Staubschicht ihr Leben als Ladenhüter in den Gebraucht-Schaufenstern der Händler zu beenden, feierten ihre photographische Wiederauferstehung an MFT-Kameras. Waren es zunächst die Stars der Kleinbild- und teilweise auch Mittelformat-Ära von Leica, Canon, Nikon, Olympus oder Zeiss – um nur diese Hersteller beispielhaft zu nennen -, fanden nach und nach auch die Außenseiter aus ostdeutscher und russischer Produktion neue Liebhaber. Speziell die Objektive des VEB Carl Zeiss Jena mit M 42 x 1 Schraubfassung sind bei Kennern beliebt. Objektive wie die Normal- und Teleobjektive der Typen Pancolar und Sonnar sind bei erstaunlich hoher Schärfe zwar nicht annähernd so brillant wie aktuelle Objektive. Die dadurch bedingt weniger kontrastreichen Aufnahmen haben aber eine ganz besondere, im besten Sinne anachronistisch-analoge Anmutung, die auch über spezielle Software so nicht hinzubekommen ist.

Wegen des MFT-Verlängerungsfaktors 2 entspricht die Bildwirkung des berühmten Carl Zeiss Jena Pancolar 1,8/50mm, adaptiert an eine Olympus oder Panasonic MFT-Systemkamera, einem 100er-Teleobjektiv. Der Anwender hat also scheinbar eine klassische, hochgeöffnete Porträtbrennweite an seiner Spiegellosen, die wegen der vergleichsweise geringeren Kontrastübertragung dem Teint der photographierten Menschen schmeichelt. Ein 3,5/135mm Zeiss Jena-Sonnar mutiert zur langen 270 Millimeter-Tüte und motiviert wegen seiner erstaunlich guten optischen Leistung auch im Nahbereich zur Photopirsch in der Natur. Das Adaptieren von Weitwinkel-Objektiven ist wegen des großen Verlängerungsfaktors hingegen weniger empfehlenswert: Davon abgesehen, dass ein 20er Super-Weitwinkel als wenig aufregendes Normalobjektiv jeden Bildzauber verliert, entlarvt der überkritische MFT-Sensor die optischen Schwächen der Kleinbild-Weitwinkelobjektive gnadenlos. Vor allem hinsichtlich Schärfe und Brillanz, heute meistens als Auflösung zusammengefasst, sind die alten Weitwinkel-Objektive den modernen Enkeln unterlegen. Das zeigt sich durchaus auch an sogenannten Vollformat-Sensoren, wird aber am kleineren MFT-Sensor besonders augenfällig.


Empfehlenswerte Adapter


Haben wir uns sinnvollerweise für eine Normal- oder Telebrennweite entschieden, müssen wir einen passenden Adapter wählen. Wenn es das Budget zulässt, sind die Adapter des Zubehör-Spezialisten Novoflex immer empfehlenswert. Bei diesen hochpräzise gefertigten Adaptern haben Sie praktisch immer die Garantie, dass das Photographieren über den gesamten Einstellbereich – von ganz nah bis unendlich – funktioniert. Außerdem lassen sich Objektiv und Adapter trotz sicherer Verbindung jederzeit gut und ohne übermäßige Kraftakte trennen. Der Nachteil der Novoflex-Adapter ist ihr hoher Preis. So schlägt ein MFT/Leica M-Adapter mit 145 € zu Buche, die einfachen Adapter-Ringe für manuelle Kleinbildobjektive von Canon, Minolta, Nikon, Pentax, Olympus oder Zeiss/Yashica kosten 119 €. Dafür ist der MFT/M42 Novoflex-Adapter mit 89 € deutlich günstiger. Den habe ich selbst, bin sehr zufrieden und empfehle ihn daher. Zumal ich mit einem Billigadapter aus chinesischer Produktion eher schlechte Erfahrungen machte: Das schlecht geschnittene Gewinde war bereits nach zwei Objektivwechseln stark beschädigt und verhinderte erfolgreich und zu meinem Missfallen das künftige Einschrauben meiner Carl Zeiss Jena-Objektive.

Empfehlenswert sind aber einige China-Adapter, die der Zubehörhändler Enjoyyourcamera (www.enjoyyourcamera.com) vertreibt und direkt verkauft. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Quenox Nikon F/MFT-Adapter, der auch eine mechanische Abblendfunktion für die blendenringlosen G-Objektive von Nikon bietet. Für knapp 40 € erhalten Sie einen gut verarbeiteten, tadellos funktionierenden Adapter. Ich habe auch einen Leica M/MFT-Adapter desselben Herstellers, der das Objektiv allerdings etwas zu fest hält, gleichwohl funktional nichts zu beanstanden lässt. Es kann schon vorkommen, dass Sie einen Ausreißer geliefert bekommen – die Serienkonstanz der Quenox-Adapter ist definitiv nicht auf dem verlässlich hohen Niveau der Novoflex-Produkte. Stellen Sie sich also vorsorglich auf einen, eventuell auch einen zweiten und dritten Umtausch ein.


Die ideale MFT-Kamera


Grundsätzlich sind die Kameras von Olympus und Panasonic gleichermaßen empfehlenswert. Beide haben aber Ihre spezifischen Vorzüge und Nachteile. Die haben nichts mit der unterschiedlichen Abstimmung der JPEG-Engines - die Dateiaufbereitung ist bei den Olympus-Kameras „aggressiver“, die Bilder werden deutlich stärker digital nachgeschärft als die Panasonic JPEGs - zu tun: Sollten Sie das Rohdaten-/RAW-Format bevorzugen – dafür sprechen eigentlich nur die besten Gründe – spielt die Dateiaufbereitung der Kameras keine Rolle und Sie haben es mit ähnlichem Ausgangsmaterial zu tun. Wer es aber ganz bequem haben möchte und gestochen scharfe JEPGs, die direkt verwertbar sind, haben möchte, ist mit einer Olympus und einem Kit-Zoom nach meiner Erfahrung etwas besser bedient. Die Panasonics sind selbstverständlich ebenfalls Klasse-Kameras. Angetan haben es mir die winzigen DMC-GM5K- und DMC-GM1-Modelle, welche die Leistung und Vorteile der MFT-Systemkamera in Kompaktkamera-Abmessungen kongenial vereinen und außerdem vollkommen geräuschlos auslösen.

Solange Sie sich auf das Adaptieren von Standard-Objektiven beschränken, sind sie mit einer Panasonic sehr gut bedient. Dank des einfach zu aktivierenden „Focus Peaking“ ist das manuelle Scharfstellen einigermaßen einfach und punktgenau möglich. Ich persönlich halte zwar einen optimal justierten Messsucher oder einen optischen Spiegelreflexsucher allen elektronischen Suchern und Einstellhilfen immer noch für überlegen, erkenne aber den beträchtlichen Leistungsfortschritt ohne Weiteres an. Ich habe trotzdem mit meiner Leica M-E einen sehr viel geringeren Ausschuss an fehlfokussierten Bildern als mit der Olympus OM-D E-M10.

Möchten Sie indes auch alte Teleobjektive wie das sehr gute Nikkor 2.8/180 mm ED AiS (siehe hierzu den Blog-Beitrag „Nikkor Faszination“) einsetzen, dann überzeugen die Olympus-MFT-Modelle mit dem ins Gehäuse integrierten Bildstabilisator. Panasonic setzt traditionell auf Bildstabilisatoren im Objektiv, was uns bei der Altglasverwertung selbstverständlich keinerlei Vorteil bringt. Allerdings gibt es bei den Bildstabilisatoren der Olympus-Kameras qualitative Unterschiede, die sich in der Praxis auswirken: Während die aktuellen Topmodelle, namentlich die OM-D EM-1, OM-D E-M5 /E-M5 II und PEN E-P5 mit ihren 5-dimensionalen Stabilisatoren einen hervorragenden Verwacklungsschutz bieten, sind die einfacheren dreidimensionalen Systeme der OM-D E-M10 und übrigen PEN-Modellen weitaus weniger effektiv. Ich selbst benötige, obwohl ich eine ruhige Hand habe, mit adaptiertem Carl Zeiss Jena Sonnar 3,5/135 an der OM-D E-M10 mindestens eine 1/50 Sekunde, besser eine noch kürzere Verschlusszeit, um auf der verwacklungssicheren Seite zu bleiben. Daher setze ich sicherheitshalber lieber den ISO-Wert eine Stufe höher und nehme erhöhtes Rauschen in Kauf. Deswegen möchte ich die ansonsten überzeugende Olympus OM-D E-M10 nur mit leichter Einschränkung empfehlen. Wenn Sie es sich leisten können, sind Sie mit der OM-D E-M1, die nicht nur ich für die derzeit beste MFT-Systemkamera halte, am Besten bedient.


Olympus und Focus Peaking


Auch Olympus hat seine Kameras mit der Focus Peaking-Funktion ausgestattet. Das freut uns, denn wie bereits erwähnt, haben wir damit eine praxisgerechte Unterstützung beim manuellen Fokussieren. Sie aktivieren das Focus Peaking über das „Anwender Menü“ - es ist in der linken Hauptleiste auf dem Bildschirm mit den beiden Zahnrädchen markiert. Klicken Sie auf das Untermenü „AF/MF“, also „Autofokus/Manuellfokus“ und scrollen Sie sich zum „MF Assistent“. Der hat seinerseits zwei Unterpunkte: Der eine, „Vergrössern“ genannt, dient zum Aktivieren der Lupenfunktion beim manuellen Scharfstellen. Drehen Sie am Schärfering des Objektivs wird das Sucherbild automatisch vergrößert. Diese Funktion mögen manche Photographen für alle Aufnahme-Gelegenheiten, mir persönlich sagt sie nur bei der Erstellung von Nahaufnahmen zu. Der zweite Unterpunkt ist sehr vielversprechend mit „Focus Peaking“ bezeichnet. Ist die Funktion aktiviert, werden die Objektkanten eingeblendet – wahlweise in weiß oder schwarz -, „wenn der Schärfering im MF-Modus gedreht wird.“ So steht es im Menü geschrieben und wir wähnen uns am Ziel, aktivieren das Focus Peaking, verlassen dieses und das Hauptmenü, schrauben am Schärfering unseres adaptierten Objektiv-Klassikers - und bemerken rein gar nichts, was mit Focus Peaking zu tun haben könnte. Des Rätsels Lösung: Wir haben die Funktion vorerst nur für systemkonforme Objektive, die elektronisch mit der Kamera kommunizieren aktiviert. Wenn wir diese manuell scharfstellen wollen, sehen wir, wie im Menü versprochen, die eingefärbten Objektkanten.

Da das Focus Peaking uns aber beim Photographieren mit MF-Objektiven, die keinerlei Daten an die Kamera übermitteln, helfen soll, müssen wir noch weitere Einstellungen vornehmen. Die OM-D E-M10 ist mit zwei kleinen Funktionstasten, Fn1 und Fn2, ausgestattet. Die lassen sich nach den eigenen Bedürfnissen anpassen, sodass bestimmte Funktionen auf Tastendruck aktivierbar sind. Deswegen werden wir jetzt die Taste Fn2, die sich praktischerweise direkt neben dem Auslöser befindet, mit der Funktion Focus Peaking ausstatten. Dazu gehen wir einmal mehr über das „Anwender Menü“, wählen diesmal aber den zweiten Eintrag, dasRaUntermenü „Taste/Einst-Rad“. Das sich dahinter verbergende Menü ist recht lange, glücklicherweise finden wir die „Fn1- und Fn2-Funktion“ gleich zuoberst. Wir klicken auf Fn2-Funktion und scrollen uns danach zum Eintrag „Focus Peaking“. Das Menühandbuch erläutert: „Drücken, um zur Beurteilung der Schärfe die Objektkanten einzublenden. Erneut drücken, um die Kanten auszublenden.“ Klarer Fall, wir versehen die Fn2-Taste mit der Focus Peaking-Funktion. Drücken wir jetzt nach Einschalten der Kamera die Fn2-Taste, sehen wir im elektronischen Sucher und auf dem Display der OM-D E-M10 die eingefärbten Objektkanten. Allerdings verschwindet die Anzeige, sobald der Auslöser angetippt ist. Also nicht wundern.


So eingerichtet, kann die OM-D E-M10 – ebenso ihre noch opulenter ausgestatteten Geschwister – das Photographieren mit alten MF-Objektiven zu einer unterhaltsamen Angelegenheit machen, die vor allem auch besondere Bildergebnisse garantiert.

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