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Die Reporter-Reflex: Nikon F2 (Teil 2)


Der zweite Beitrag zur Nikon F2 befasst sich mit dem speziellen Zubehör der modular aufgebauten Systemkamera der Nippon Kokagu K. K.


Bereits die Nikon F war bewusst als modular aufgebaute Systemkamera konzipiert worden, die Nikon F2 setzte diese Linie fort. Folgerichtig bot Nikon auch für seine zweite Topkamera austauschbare Sucher und Einstellscheiben an, damit die Photographen sich ihre persönliche F2 nach den eigenen Anforderungen maßschneidern konnten. Als erste Spiegelreflex-Kamera überhaupt hatte die F einen 100 Prozent-Sucher: Die Kamera zeigt mithin immer, also auch mit den Wechselsuchern, exakt das an, was auf den Film kommt. Es ist nur konsequent, dass auch die F2 und ihre sämtlichen Nachfolgerinnen – damit sind die digitalen Profi-Nikons eingeschlossen - einen 100 Prozent-Sucher haben. Der praktische Nutzen eines solchen Suchers ist bei einer analogen Kamera übrigens weitaus geringer als bei einer digitalen: So decken die meisten Kopier-Masken für Vergrößerungsgeräte und alle Diarähmchen immer einen Rand des Negativs beziehungsweise Dias ab. Nikon bewarb deswegen die 93 Prozent-Sucher seiner semiprofessionellen und Einsteiger- Kameras schlauerweise damit, dass deren Anzeige exakt einem gerahmten Dia entspreche. Im deutschen Verkaufsprospekt der F2 war dagegen zu lesen: „Das Suchergesichtsfeld beträgt praktisch 100%, eine Leistung, mit der die Nikon F2 unter den einäugigen Reflexkameras des Kleinbildformats einzigartig dasteht. Gerade für den Profi, der das letzte aus unseren modernen Umkehrfilmen herausholt, ist dieses hundertprozentige Gesichtsfeld von ausschlaggebender Bedeutung.“ Also ist im Nikon-Programm schon immer für jeden was dabei gewesen – sprachgewaltige Werbemenschen haben es jedenfalls schon immer so darstellen können.

Waren schon der F neben den verschiedenen Photomic-Ausführungen einige Wechselsucher und Einstellscheiben beigegeben (siehe hierzu näher den Blog-Beitrag „Nikon F: Lebendige Legende“) worden, verzeichnete das F2-System vier Wechselsucher sowie 19 Einstellscheiben. Die Einstellscheiben der F passen übrigens auch in die F2 - und umgekehrt. Wer eine ganz alte F mit der ersten Standard-Einstellscheibe vom Typ D hat, die für einen reichlich grobkörnigen Dunkelsucher sorgt, kann somit eine modernere, sprich deutlich hellere F2-Einstellscheibe einsetzen und wird sichtbar mehr Spaß beim Photographieren haben. Gar nicht oder nur nach Modifikationen kompatibel sind jedoch die F- und F2-Wechselsucher. Mit diesen wollen wir uns sogleich eingehend befassen.


Die Wechselsucher der F2


Die F2 wurde meistens mit einem Photomic-Sucher, der eine Belichtungsmessung durch das Objektiv gestattete geliefert. Schon in Teil 1 waren die Photomics der F2, da diese für die Benennung der Kamera maßgeblich sind, kurz erwähnt. Die Merkmale und Unterschiede der Photomic-Ausführungen waren aber nur ein Randthema. Deswegen gibt es jetzt einige Details zu den „messenden Suchern“, wie Fritz Meisnitzer in seinem schon lange vergriffenen „Das große Nikon Buch“ die Photomics nennt.


Die F2 Photomics

  • Photomic DP-1: Er war der erste Sucher mit Belichtungsmessung für die 1971 vorgestellte F2, mit ihm heißt die Kamera Nikon F2 Photomic. Aufbauend auf dem technisch schon sehr fortschrittlichen letzten Photomic der F, FTN genannt, misst der DP-1 mit der Nikon-typischen 60/40-Gewichtung stark mittenbetont integral durch das Objektiv. Die Lichtstärke des Objektivs muss – von vorne gesehen – mittels Links-Rechts-Drehung seines Blendenrings an das Messwerk übermittelt werden. Ein kleines Fenster auf der rechten Photomic-Front zeigt die kleinste Blendenzahl/größte Blende/Lichtstärke des Objektivs an und dient der Rückversicherung. Dieses charakteristische „Ritsch-Ratsch“ ist keineswegs so umständlich, wie oft behauptet wird. Meines Erachtens geht der Objektivwechsel fast ebenso zügig vonstatten wie mit einer „AI“-Nikon. Neulinge sollten aber beim Abnehmen des Objektivs darauf achten, das am Greifring gefasste Nikkor so weit nach rechts zu drehen, bis sich der Blendenring mitdreht. Dann erst ist das Objektiv sicher entriegelt und darf abgenommen werden. Wer zu ungeduldig ist, kann, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, den Blendenmitnehmer des DP-1 einklemmen und das Objektiv hängt mit seinem Mitnehmerzinken an der Kamera fest. Dann hilft nur noch das Abnehmen des Suchers, was dank des gegenüber der F verbesserten Mechanismus glücklicherweise recht einfach getan ist.

  • Der DP-1 hat eine sehr gute Sucheranzeige: Neben der Verschlusszeit wird auch die Arbeitsblende eingespiegelt, Zeit- und Blendenanzeige sind rechts beziehungsweise links von der Anzeige des Belichtungsmessers angeordnet. Der DP-1 hat eine Nadelanzeige mit praktischer Plus/Minus-Markierung zur Feineinstellung bei der Nachführmessung. Diese Art der Anzeige ist aber nicht nach jedermanns Geschmack. Bewegungen der Kamera oder Erschütterungen können nämlich die Ablesegenauigkeit beeinträchtigen. Außerdem berichten F2-Photographen, dass die Nadelanzeigen-Photomics die Einstellarbeit verlangsamen sollen. Es handelt sich dabei aber wohl mehrheitlich um sehr persönliche, „gefühlte“ Wahrnehmungen. Ein echter, wenngleich nicht so dramatischer Nachteil ist der Umstand, dass der DP-1 über C(admium)S(ulfid)-Zellen misst. Die werden unter schlechtem Licht zunehmend träge und schränken den Messbereich ein. Nachfolgende Photomics stattete Nikon deswegen mit den ultraschnellen, hochempfindlichen Silizium-Zellen aus. Dazu an entsprechender Stelle mehr.

  • Wie schon bei den Photomics der F hat der DP-1 auch eine Messwerkanzeige auf der Oberseite. Damit ist eine Belichtungsmessung auch möglich, wenn die Kamera nicht ans Auge gehalten wird. Der Vorteil liegt auf der Hand: Auf diese Weise ist die Kamera für Schnappschüsse unauffällig voreinstellbar, bei Serienaufnahmen vom Stativ aus kann der Photograph auf wechselnde Lichtverhältnisse schnell reagieren und eine kompensierende Einstellung vornehmen – ohne durch den Sucher schauen zu müssen.

  • Da die Stromversorgung des Belichtungsmessers praktischerweise ins F2-Gehäuse gewandert ist, wird das Messwerk über den Schnellschalthebel eingeschaltet: Befindet er sich in 30 Grad-Bereitschaftsstellung, misst der Photomic. Die kleine Batterieprüftaste funktioniert ebenfalls nur, wenn der Schnellschalthebel ausgeklappt ist. Das ist fein und praxisgerecht ausgedacht, denn so werden die beiden Knopfzellen des Typs LR-44 im Kameraboden geschont. Da die F2 als mechanische Kamera ohnehin sehr genügsam beim Batterieverbrauch ist, halten Silber-Oxid-Batterien sehr lange. Noch langlebiger sind 3 Volt-Lithiumzellen des Typs CR1/3N. Nach meiner Erfahrung halten die, auch bei täglicher Nutzung der Kamera, mehrere Jahre. Die Stromversorgung des Photomic-Messwerks erfolgt durch zwei Kontakte rechts und links des Sucherrahmens der Kamera.

  • Auf der von vorne gesehen rechten Seite hinten, findet sich ein Kontaktstift. Der dient dazu, die Bereitschaft eines systemkonformen Blitzgeräts an den DP-1 zu melden: Eine rote LED erstrahlt, sobald der Blitz bereit ist. Dafür bedarf es aber zwingend des Adapterkabels SC-4, welches – wie so viel F2-Zubehör – heutzutage nur noch schwer zu bekommen ist

  • Photomic DP-2: 1973 brachte Nikon den zweiten Photomic für die F2 heraus. Ist dieser Sucher auf ein beliebiges F2-Gehäuse gesetzt, nennt sich die Kamera jetzt Nikon F2S Photomic. Das „S“ steht für „Speed“ und gibt einen Hinweis auf die im Vergleich zum DP-1 höhere Messempfindlichkeit der CdS-Zellen und die veränderte Sucheranzeige: Die Belichtungsmessung zeigt der DP-2 sowohl außen auf der Gehäusekappe, als auch im Sucher durch das Aufleuchten zweier LEDs an. Diese Anzeige ist ebenfalls nicht nach jedes Photographen Geschmack, da angeblich zu ungenau. Tatsächlich „fühlt“ sich auch für mich die Nadelanzeige des DP-1 präziser an, gleichwohl lehrte auch mich die Erfahrung, dass die Zwei-LED-Anzeige des DP-2, da resistent gegen Erschütterungen, letztlich zuverlässiger ist. Die – als solche auch gekennzeichnete - subjektive und völlig gegensätzliche Meinung eines Experten will ich Ihnen nicht vorenthalten. So schreibt Profi-Photograph und Nikon-Fachmann Peter Braczko in seinem wunderbaren Werk „Nikon Faszination“ zum DP-2: „Für mich ist – subjektiv gesehen – die F2 mit dem F2S-Sucher die schnellste und bedienungsfreundlichste F2-Version – damit schließe ich auch die Nachfolger F2SB und F2AS mit ein.

  • Am DP-2 findet sich außerdem neue Kontakte für den Anschluss eines sehr eigenwilligen Zubehörs: Die sogenannte Blendensteuerung DS-1 macht die F2S Photomic zum Blendenautomaten. Die DS-1 – in der Nikon-Literatur häufig und korrekter auch als „DS-1 EE“ bezeichnet, stellt über einen eigenen, batteriegetriebenen Servomotor die Objektiv-Blende nach dem Belichtungsmesswert passend zur Verschlusszeit an. Es handelt sich also um eine rein elektrisch-mechanische Steuereinheit, die streng genommen zu den F2-Motoren zu zählen ist. Mit rund 250 Gramm Gewicht bei recht üppiger Größe ist die DS-1 ein feinmechanisch voll überzeugendes Zubehör, konstruiert und hergestellt nach den strengen Nikon-Standards. Die Blendensteuerung ist auch weniger dazu gedacht, die F2 in eine blitzschnelle Automatikkamera zu verwandeln – dafür ist der Servomotor viel zu langsam. Diese Blendensteuerung war vielmehr für den ferngesteuerten Einsatz, beispielsweise in der technisch-wissenschaftlichen Photographie bei automatischen Zeitraffer-Aufnahmen gedacht. Die DS-1 EE wurde später von der DS-2 EE ersetzt. Bei ansonsten gleichem Aufbau und gleicher Funktionalität verfügt das Nachfolgemodell über einen Blitzlichtanschluss – einmal mehr entsprach Nikon den Wünschen der Berufs-Photographen. Die DS-1 EE taucht immer mal wieder in den Second Hand-Abteilungen der Fotohändler und auch online, beispielsweise bei Ebay, auf. Wie so manch anderes F2-Zubehör ist es eher ausgeschlossen, die DS-1 oder die neuere DS-2 zum sogenannten Schnäppchenpreis zu bekommen. Für eine technisch einwandfreie Blendsteuerung mit sichtbaren Gebrauchsspuren müssen Sie etwa 170 € ansetzen. In gutem bis sehr gutem Zustand sind 270 bis 300 € keine Seltenheit. Die DS-2 EE kann noch drüber liegen. Ich halte dieses Zubehörteil heute für eher kurios, ohne großen praktischen Nutzwert.

  • Photomic DP-3: Das ist der seltenste F2-Photomic und stellte im Jahr seines Erscheinens 1976 ein Übergangsmodell zu den für das AI-System eingerichteten Belichtungsmess-Suchern dar. Die F2 wird mit dem DP-3 zur F2 SB Photomic. Der DP-3 verfügt erstmals über die hochempfindlichen Silizium-Zellen für die Belichtungsmessung, außerdem führte Nikon mit diesem Photomic die neue LED-Belichtungswaage ein, die auch noch Nikons letzte mechanische Kamera, die FM3a haben sollte. Jetzt sind drei LEDs für die Anzeige der korrekten Belichtung zuständig: Leuchtet nur das mittlere Kreissymbol auf, ist die richtige Belichtung mit einer Genauigkeit von ±1/5 Blende eingestellt. Leuchtet zusätzlich zum Kreissymbol die +- oder –-LED auf, beträgt die Abweichung zwischen 1/5 und einer Blendenstufe. Erst über einer Blendenstufe Differenz leuchten Plus- oder Minus-LED alleine. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich mit dieser Lichtwaage hervorragend arbeiten lässt, den meine FM2 verfügt über die gleiche. Die Außenanzeige auf dem Dach des DP-3 ist dafür ganz schlicht gehalten und beschränkt sich auf eine einzige runde LED. Diese leuchtet auch, wenn der eingebaute Okularverschluss seiner zweckgemäßen Bestimmung entsprechend genutzt wird und das Okular gegen das Eindringen von Falschlicht sicher abdichtet. Schließlich gibt die Außen-LED auch Auskunft über die Batteriespannung, wenn die elektrische Sucherbeleuchtung für die Verschlusszeit aktiviert ist. Eine eingebaute Sucherbeleuchtung ist eine feine Sache und entsprach seinerzeit den Wünschen der Berufs-Photographen. Für den DP-1 bot Nikon als Zubehör den Illuminator DL-1 an. Der wurde am Okular befestigt, eine LED, die von einer Knopfzelle gespeist wurde, beleuchtet die Anzeigennadel. Dieses Zubehörteil passt auch ans Okular der F Photomics, ist aber wie vieles andere Spezialzubehör nur vergleichsweise schwer aufzutreiben.

  • Photomic DP-11: Mit der Umstellung auf das AI-System im Jahre 1977 wurden auch die Photomic-Sucher überarbeitet. Der DP-1 wurde zum DP-11, die F2 Photomic heiß mit diesem Sucher F2 A. Der DP-11 unterscheidet sich hauptsächlich durch die Art der Lichtstärkeneingabe vom Vorgänger, zusätzlich informiert ein weißes „A“ auf der Front, dass es sich um die modernere Form des Belichtungsmesssuchers mit Nadelanzeige und CdS-Zellen handelt. Der DP-11 verfügt also ebenfalls über keinen Okularverschluss und die eingebaute Sucherbeleuchtung des DP-3, ganz zu schweigen von den an und für sich sehr viel leistungsfähigeren Silizium-Zellen. Damit hat er unterm Strich nur ein gewichtiges Argument für sich zu bieten: An die F2 A lassen sich, abgesehen von den blendenringlosen Typen der jüngsten Zeit, auch die Autofokus-Objektive ohne Mitnehmerzinken („Hasenohren“) verwenden. Selbstverständlich gestattet die F2 A auch das Photographieren mit den alten Nikkoren, die noch nicht für das AI-System eingerichtet sind. Dazu muss zuvor das AI-Kopplungshebelchen hochgedrückt werden. Ein Druck auf den kleinen Knopf oberhalb des weißen „A“ lässt das Hebelchen wieder zurückspringen. Finden Non AI-Nikkore Verwendung, ist die Belichtungsmessung mit Hilfe des Abblendknopfs aber nur bei Arbeitsblende und deswegen verdunkeltem Sucherbild möglich. Wem das nicht gefällt, sollte daher besser zum DP-1 greifen. Da ich, wie bereits beschrieben, keinen echten praktischen Nachteil des älteren DP-1 erkennen kann, würde ich, sofern technisch-funktional alles im leuchtend grünen Bereich ist, die Nikon F2 Photomic – die F2 mit DP-1 – vorziehen. Selbstverständlich nur, solange Sie alte Non AI-Nikkore wie das fabelhafte Micro-Nikkor-P Auto 55mm/f3.5 als kompetentes Allround-Objektiv einsetzen wollen. Alternativ käme auch ein spätes F2-Gehäuse mit älterem DP-1 in Betracht. Meine eigene F2 Photomic setzt sich so zusammen.

  • Photomic DP-12: Das war der modernste Photomic, genaugenommen der DP-3 für das AI-System. Die Kamera trägt damit den Namen F2 AS. Das ist, von den Sondermodellen - dazu später ein paar Worte - mal abgesehen, die gefragteste F2-Version. Wegen der Modularbauweise gibt es selbstverständlich keinerlei Garantie, dass sich eine F2 AS nicht in Wahrheit aus einem 1971-Gehäuse und einem End- 1979er DP-12 zusammensetzt. Eine Hilfestellung zur Altersbestimmung einer F2 finden Sie im ersten Teil (Blog-Beitrag „Die Reporter-Reflex: Nikon F2 (Teil 1)“). Zur Praxis mit einer F2 AS ist bereits alles in den vorherigen Abschnitten gesagt. Erwähnenswert ist die für den DP-12 modifizierte Blendensteuerung DS-12. Die DP-12 ist eng verwandt mit der schon erwähnten Blendensteuerung DP-2, hat also ebenfalls einen Blitzanschluss. Gleichzeitig ist die DP-12 für die Kupplung mit den AI-Objektiven eingerichtet. Die DS-12 ist nur mit dem DP-12 verwendbar. Also Vorsicht, falls Sie jetzt doch Appetit auf die eigenartige F2-Blendensteuerung bekommen haben sollten. Auf einem anderen Blatt steht, ob Sie überhaupt eine finden. Mir ist es bislang noch nicht gelungen, weswegen ich zur DS-12 auch keine aktuelle Gebrauchtpreis-Angabe machen kann.


Die F2-Spezialsucher


Die Photomics waren zwar die Quasi-Standardsucher, für die F2 bot Nikon aber noch Spezialsucher an, welche die Anpassungsfähigkeit der Kamera erhöhten. Dass diese Wechselsucher allesamt keine Belichtungsmessungen zu bieten haben, wurde seinerzeit hingenommen. Die Nikon-Photographen waren nichts anderes gewohnt. Einen Nachteil stellt das schon dar – beispielsweise bei der Makro-Photographie oder bei der Arbeit mit Diafilm, wo ein Schätzen der Belichtung wegen des geringen Belichtungsspielraumes der Filme in Richtung Lotterie geht. Als die Nikon F3 als elektronische Kamera mit ins Gehäuse integrierter Belichtungsmessung erstmals mit allen Suchern die TTL-Belichtungsmessung gestattete, wurde diese Neuheit - nach und nach zumindest – auch von den eingeschworenen F- und F2-Anhängern begrüßt. Aber wir wollen uns jetzt die Wechselsucher der F2 mal näher ansehen:


  • Prismensucher DE-1: Dieser Prismensucher war die Alternative zu den Photomics, damit heißt die Kamera F2 Eyelevel. Der DE-1 hat immerhin eine Blitzbereitschaftsanzeige und den elektrischen Kontakt zu bieten, ist ansonsten aber sehr karg ausgestattet. Eine F2 Eyelevel benötigt selbstverständlich keinen Batteriestrom, mithin ist diese F2-Version unter extremen klimatischen Bedingungen einsetzbar. Nikon hatte auch ein Spezialmodell für den ganz harten Einsatz im Angebot, die Nikon F2 Titan. Es handelt sich dabei – vereinfacht ausgedrückt – um eine F2 Eyelevel mit einem Gehäuse, das mit Titan beschichtet ist. Die F2 Titan gab es in schwarz und chrom. Sie wurde in vergleichsweise geringen Stückzahlen hergestellt, war sehr teuer und avancierte schon in Analogzeiten zur Sammlerkamera. Ausweislich des „Nikon-Preisführers“ von Peter Braczko brachte eine F2 Titan Anfang der 1990er Jahre immerhin bis zu 5.000 D-Mark. Heute werden die Titan-Modelle immer noch mit 2.000 bis 5.000 € gehandelt. Als Photograph mit einer besonderen Vorliebe für mechanische Kameras liebäugelte ich selbst ein Weilchen mit einer F2 Titan, habe mich aber zum Glück dagegen entschieden und stattdessen in Nikkore investiert. Eine einfache F2 Eyelevel dürfte in Bestzustand rund 800 € teuer sein – auch nicht eben wenig. Der Sucher DE-1 alleine ist nicht leicht aufzutreiben. Mindestens 150 € sind für einen alten DE-1 anzusetzen, über 300 € sind keine Seltenheit. Ich persönlich halte das für überteuert und würde das Geld anderweitig verwenden. Allerdings gebe ich zu, dass die F2 mit dem DE-1 schon ziemlich schick aussieht.

  • Lichtschachtsucher DW-1: Ein Klassiker der Spiegelreflex-Photographie als solcher ist der Lichtschachtsucher. Prähistorische Spiegelreflexkameras hatten gar keinen anderen Sucher. Wer mit der ersten in Serie produzierten einäugigen Spiegelreflexkamera des Kleinbildformats, der legendären Kine Exakta von Ihagee Dresden photographierte, musste allerlei Nachteile in Kauf nehmen, die an dieser Stelle aber nicht aufgezählt sein müssen. Denn für Arbeiten im wissenschaftlich-technischen Bereich ist ein Lichtschachtsucher wie der DW-1 eine echte Alternative zum Standardprismensucher. Ist die F2 beispielsweise ans Repro-Gerät montiert, ermöglicht der DW-1 einen bequemen Einblick, die einschwenkbare Vergrößerungslupe ist hilfreich beim exakten Scharfstellen. Die typischen Nachteile eines jeden Lichtschachtsuchers – das Bild erscheint im Querformat seitenverkehrt, im Hochformat seht es auf dem Kopf – ist bei der statischen Makro-Photographie hinnehmbar. Was gegen die Anschaffung eines gebrauchten DW-1 spricht, ist einmal mehr der Preis: Ab etwa 100 bis schon unverschämte 350 € reicht die Preisspanne. Da ist der Winkelsucher DR-3, der am Okular befestigt wird und zudem auch an andere Nikon-Kameras einschließlich der F passt, eher zu empfehlen. Er liefert ein seitenrichtiges Sucherbild und bietet zudem eine Dioptrienkorrektur zwischen +3 und -3 Dioptrien. Da der DR-3 sehr lange in Produktion war, gibt es etliche Exemplare in gutem Zustand. Angemessen ist ein Preis von rund 70 € in neuwertigem Zustand.

  • Lupensucher DW-2: Der eben erwähnte Winkelsucher DR-3 wird von Nikon-Snobs gerne als die „Arme-Leute-Alternative“ zu diesem F2-Spezialsucher bezeichnet. Nikon selbst empfahl den Lupensucher in der wunderschön gestalteten und auch noch informativen Broschüre „Nikon Nahaufnahmezubehör“ „für besonders schwierige Nahaufnahmen“. Der DW-2 vergrößert das Sucherbild um den Faktor 6, hat eine eingebaute Augenmuschel und eine Dioptrienkorrektur zwischen +3 und -3 Dioptrien. Der DW-2 ist dank seiner hochwertigen Optik ein wirklich wertvoller Zusatzsucher, der die Arbeit am Reprogerät sowie das Scharfstellen mit langen Tele-Brennweiten sehr erleichtert. Empfehlenswert ist der Austausch der Einstellscheibe. Die Einstellscheiben des Typs C und M – mit beiden wird mit Hilfe eines Fadenkreuzes nach der sogenannten Luftbild- oder Parallax-Einstellmethode scharfgestellt – sind für die Arbeit mit dem Lupen- oder Vergrößerungssucher empfehlenswert. Während der DW-2 noch einigermaßen leicht zu bekommen ist, sind die genannten Einstellscheiben weitaus schwerer ausfindig zu machen. Mehr als 50 € würde ich für eine Einstellscheibe nicht bezahlen. Für den DW-2 ist ein Preis ab 100 € - Zustand B mit einwandfreier Optik – bis knapp 190 € für einen neuwertigen Sucher angemessen. Selbstverständlich lässt sich mit dem DW-2 und einer Standard-Einstellscheibe der Typen A, K, L oder P ebenfalls arbeiten. Zu den Einstellscheiben wird es noch Hinweise geben – keine Sorge. Der DW-2 lässt sich, wenn das Nikon-Typenschild an der Kamera abgeschraubt ist, auch auf die F setzen. Das gilt auch für die übrigen F2-Sucher mit Ausnahme der Photomics. Es ist nicht ganz korrekt, wenn in der Literatur zu lesen ist, es hätte keinen Lupensucher für die F gegeben. Ein solcher war 1971 in der Zeitschrift „Nikon World“ vorgestellt worden. Allerdings soll es laut Uli Koch in seinem opulenten Dreibänder zur Nikon F (Band 3 „The Accesories“, Coeln 2003, ISBN 3-9501443-3-1) zumindest bis Anfang der 2000er-Jahre keinem Sammler gelungen sein, den F-Lupensucher ausfindig gemacht zu haben. Vermutlich ging er nie in Produktion und Nikon entschied sich stattdessen für die Serienproduktion des DW-2 für seine seinerzeit, also im Jahr 1971 aktuelle Profikamera.

  • Sportsucher DA-1: Auch unter dem Scherznamen „Fernseh-Sucher“ bekannt, bietet der DA-2 die Möglichkeit, das Mattscheibenbild vollständig zu überblicken, ohne dass die Kamera dicht vors Auge zu nehmen wäre. Der DA-2 besteht deswegen aus einem übergroßen Prisma, sein mit 26 x 33 Millimeter ebenfalls sehr großes Okular zeigt das Sucherbild wie durch ein Fenster. Sie können es auch aus sechs Zentimetern Abstand noch voll überblicken, das Scharfstellen, vorzugsweise mit Teleobjektiven, ist noch aus einer Entfernung bis etwa 30 Zentimetern möglich. Meistens wird der DA-2, entsprechend seinem Namen, für Sportaufnahmen empfohlen. Das greift aber zu kurz. Er eignet sich aufgrund seiner besonderen Eigenschaften für jede Art der (Studio-)Photographie, bei der es gilt, Bewegungen einzufangen. Zudem bietet er Vorteile bei der Micro-Photographie, wo er das Scharfstellen über die Sucherscheibe M nach der Luftbild-Einstellmethode erleichtert. Außerdem ist der DA-2 immer dann nützlich, mitunter sogar unverzichtbar, wenn der Photograph einen Helm oder eine Schutzbrille tragen muss, beziehungsweise die Kamera in ein Unterwassergehäuse eingebaut ist. Der DA-1 hat also, mal abgesehen vom fehlenden Belichtungsmesser, einige unbestreitbare Vorzüge für sich. Das wissen anscheinend auch die Verkäufer dieses Spezialsuchers: Auch Sucher mit starken Gebrauchsspuren sind selten unter 200 € zu bekommen, die Preistendenz weist eher nach oben. Ich selbst würde den DA-1 nicht kaufen, da er doch ziemlich aufträgt, die ohnehin schon schwere Kamera mit rund 300 Gramm zusätzlich und spürbar beschwert und eben keinerlei Möglichkeit der Belichtungsmessung bietet.



Soviel zu den Suchern der Nikon F2. Damit endet Teil 2 der Nikon F2-Übersicht – und Laudatio auf diese großartige Kamera. Der dritte Teil wird sich den Einstellscheiben der F2, dem Blitzzubehör zur Kamera sowie einigen ganz ausgefallenen Sondermodellen widmen.

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